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Archiv 2019

Musikalisch -literarische „Sternstunde“ im Advent: Händels „Messias“ im Schloss Tutzing

Der Freundeskreis der Evangelischen Akademie Tutzing lädt am Dienstag, 10. Dezember zu einer musikalisch begleiteten Lesung ins Schloss Tutzing ein. Erzählt wird eine „Sternstunde der Menschheit“: die Entstehung des Oratoriums Messias“ von Georg Friedrich Händel. Vorlage ist das Kapitel aus Stefan Zweigs „Sternstunden der Menschheit,“ in dem er die dramatische Episode des alternden Komponisten beschreibt, der trotz seiner schweren körperlichen Leiden und beruflichen Krisen dieses musikhistorisch bedeutende geistliche Chor- und Orchesterwerk des Barock erschafft: Händels künstlerische Genialität und sein unerschütterlicher religiöser Glaube ermöglichen ihm mit dem „Messias“ ein musikalisches Wunderwerk.  

Stefan Zweigs „Sternstunden der Menschheit“ ist eine Sammlung von 14 historischen Miniaturen. Sie erzählen von historischen Begebenheiten, die die Geschichte der Menschheit verändert haben. Die Texte sind keine historischen Analysen, sondern novellistisch zugespitzte Erzählungen. Stefan Zweig nannte sie „Sternstunden der Menschheit“, weil die Protagonisten seiner Miniaturen „leuchtend und unwandelbar wie Sterne die Nacht der Vergänglichkeit überglänzen.“  

 

Die Texte in der „musikalisch-literarischen Sternstunde“ im Schloss Tutzing liest Peter Weiß, Schauspieler und künstlerischer Sprecher beim Bayerischen Rundfunk, bekannt durch zahlreiche Film- und Fernsehproduktionen und als Sprecher der Sendung quer beim Bayerischen Fernsehen. Musikalisch umrahmt wird seine Lesung vom Pianisten und Komponisten Peter Grochol mit originalen Klavierstücken Händels, aber auch aus Grochols aktuellen Kompositionen im barocken Stil.

 

Beginn der „musikalisch-literarischen Sternstunde“ ist 19.30 Uhr (Einlass ab 19.00 Uhr), im Musiksaal der Evangelischen Akademie Tutzing. Der Abend klingt aus in den Salons des Schlosses bei Begegnungen und Gesprächen. Eintritt 20.- für Mitglieder; 22.- für Nichtmitglieder. Kartenvorverkauf: Buchhandlung Held, Tutzing. Infos unter 08158/251130 oder per Mail: lausser@ev-akademie-tutzing.de

60. Geburtstag des Freundeskreises in Kulmbach

Zum festlichen Jubiläum überbrachten die Evangelische Akademie Tutzing, der Landkreis sowie die Stadt Kulmbach ihre Glückwünsche. Für Waltraud und Dr. Bernd Matthes, die seit 25 Jahren den Freundeskreis leiten, gab es darüber hinaus noch eine Auszeichnung: Sie bekamen das „Freundeskreiszeichen“ verliehen.

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„Wenn es den Freundeskreis und die Akademie nicht gäbe, wäre jetzt der Zeitpunkt, wo man sie nötig hätte!“ Mit diesen Worten umschrieb Landrat Klaus Peter Söllner (FW) die Notwendigkeit des Kulmbacher Freundeskreises Evangelische Akademie Tutzing, der am Samstag im „Dr.-Martin-Luther-Haus“ sein 60-jähriges Jubiläum feierte.

Im Mittelpunkt des Festabends stand die Verleihung des „Freundeskreiszeichens“ an das Ehepaar Waltraud und Dr. Bernd Matthes, die seit 25 Jahren den Freundeskreis leiten. Die musikalische Untermalung des Abends übernahm das Bläserensemble des Markgraf-Georg-Friedrich-Gymnasiums Kulmbach unter der Leitung von Julian Peetz. Zur Unterhaltung trug auch ein Kabarett des Fränkischen Theatersommers e.V. mit Gitti Rüsing (Schauspiel und Gesang) und Andreas Rüsing (Piano) zu „Die Morde des Guiseppe Verdi“ bei.

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Eine kühne Idee

Udo Hahn, Direktor der Evangelischen Akademie Tutzing, eröffnete nach der musikalischen Begrüßung durch das Blechbläserensemble den Festabend. Hahn verwies darauf, dass die Kirchen nach dem Krieg die kühne Idee hatten, dass es in dem neu entstehenden Deutschland Orte der Begegnung braucht, wo sich die unterschiedlichen Kräfte der bürgerlichen Gesellschaft begegnen und den Themen auf den Grund gehen können. Das waren nicht die Kanzeln der Kirchen, sondern die Evangelischen Akademien sowie ihre Freundeskreise.

In ihren Grußworten überbrachten Landrat Klaus Peter Söllner und Oberbürgermeister Henry Schramm (CSU) die Glückwünsche des Landkreises und der Stadt Kulmbach. Landrat Klaus Peter Söllner hielt es für wichtig, dass die Akademie gegründet und die Freundeskreise über ganz Bayern gebildet wurden: „Wir leben in einer Zeit, die zum Teil sehr spannend und bewegend ist, aber auch zum Teil besorgniserregend, das muss man ganz offen sagen.“

OB Henry Schramm stellte fest, dass es sich der Freundeskreis zur Aufgabe gemacht hatte, Interesse zu wecken und Wissen zu vermitteln: „Ihr Freundeskreis fördert seit nunmehr 60 Jahren das Verständnis christlicher Fragestellungen und Antworten unserer Zeit. Was die Institution so erfolgreich macht, ist aber nicht nur die Weitergabe von Wissen und Wissenswertem, sondern vor allem das Gespräch miteinander, das Auseinandersetzen mit den Fakten und das „Darüber-Reden“.
 

60 Jahre Bildungsarbeit

Brigitte Grande, die Vorsitzende des Freundeskreis Evangelische Akademie Tutzing e.V. nahm die Würdigung zum Jubiläum vor: „60 Jahre mit Vortragsabenden und Wissensvermittlung, mit Diskussionen und Exkursionen, mit Kunst- und Kulturgenuss, mit Meinungsbildung und Meinungsaustausch, mit Referenten und Referentinnen aus Politik, Wirtschaft, Kultur, Wissenschaft, Medien und Kirche.“ Es waren bisher 542 Veranstaltungen, zu denen der Freundeskreis in Kulmbach eingeladen hatte und es sind auch 60 Jahre bereichernder persönlicher Begegnungen, verlässlicher Freundschaft und fröhlicher Geselligkeit.

Mit dem Jubiläum werde auch 60 Jahre Bildungsarbeit gefeiert, die durch Bürgerinnen und Bürger im Namen und Dienst der Evangelischen Akademie Tutzing ehrenamtlich geleistet wurde. Die gesamtgesellschaftliche Bedeutung dieses Bildungsengagements spiegelt sich in der intensiven Unterstützung, die der örtliche Freundeskreis in Kulmbach seit seinem Bestehen durch die jeweiligen Dekane, Oberbürgermeister und Landräte erfahren hat. Was in den örtlichen Freundeskreisen geleistet werde, bezeichnete die Vorsitzende als wichtig und kostbar für die Gesellschaft. Brigitte Grande zitierte dabei Landesbischof Prof. Heinrich Bedford-Strohm: „Wir brauchen die Freunde und Freundinnen der Akademie als Multiplikatoren einer Diskussionskultur, in der das Argument gilt, das sorgfältige Abwägen seinen Stellenwert hat und unterschiedliche Positionen als bereichernd erlebt werden.“

Die Kulmbacher Freundeskreismitglieder waren aber nicht nur vor Ort ein fleißiger Bildungsakteur, sondern sie haben sich auch immer wieder für den Gesamtfreundeskreis engagiert oder waren in Vorstand und Konvent des Gesamtfreundeskreises aktiv. So hat Dr. Bernd Matthes den Freundeskreis nicht nur 25 Jahre mit Unterstützung seiner Ehefrau Waltraud geleitet, sondern war auch 20 Jahre lang von 1998 bis 2014 Mitglied des Konvents und zwölf Jahre lang als Schatzmeister des Gesamtfreundeskreises Mitglied im Vorstand.
 

Friedhelm Haun als zukünftiger Nachfolger

Vorsitzende Brigitte Grande würdigte diese großartige ehrenamtliche Arbeit mit der Verleihung des „Freundeskreiszeichens“, das einst vom Bildhauer Helmut Ammon eigens für den Freundeskreis geschaffen wurde, und schloss in den Dank auch Hannelore Zinck und Friedhelm Haun mit ein, der seit einem Jahr dem Leistungsteam angehört und die Nachfolge von Dr. Bernd Matthes zu gegebener Zeit antreten soll.
 

Mit seinen Dankesworten leitete Dr. Bernd Matthes über zum Kabarett mit dem „Fränkischen Theatersommer“.
Dr. Matthes erinnerte an seinen Anfang vor 30 Jahren, als er mit seiner Familie  aus München kommend in eine „neue Welt weit in der Provinz, nahe der Zonengrenze“ zog. Der Tutzinger Freundeskreis war gerade in der Eingewöhnungszeit eine Oase der Bildung und der guten Gespräche. Dr. Matthes dankte besonders den langjährigen Teammitarbeitern und würdigte hier besonders die Mitarbeit von Hannelore Zinck und Waltraud Matthes. Dem Freundeskreis rief Dr. Matthes zu: „Ad multos annos in immer schwerer werdender Zeit für unsere herausfordernde immer notwendige Erwachsenenbildung: Wer sich nicht zeitlebens weiterbildet, gibt sich auf.“
 

Werner Reißaus

(Quellenhinweis: Dieser Artikel erschien am 13. Oktober in der „Frankenpost“ und wurde der Evangelischen Akademie Tutzing freundlicherweise vom Autor zur Verfügung gestellt.)

Bild: Der Höhepunkt des Festabends „60 Jahre Freundeskreis“ der Evangelischen Akademie Tutzing, die Verleihung des „Freundeskreiszeichens“ an das Ehepaar Waltraud und Dr. Bernd Matthes. Von links: Dekan Thomas Kretschmar, Landrat Klaus Peter Söllner, Dr. Bernd Matthes, OB Henry Schramm, Waltraud Matthes, Andrea Schramm, Vorsitzende des Gesamt-Freundeskreises Brigitte Grande, Synodale Christina Flauder und Akademiedirektor Udo Hahn. (Foto: Werner Reißaus)

Neues aus dem Norden

Weit weg von der bayerischen Landeshauptstadt, ein wenig „ab vom Schuss“ und „in der Provinz“ – scheinbar! –, liegt Hof. Unter einem etwas anderen Blickwinkel kann man sagen: Es liegt genau in der Mitte zwischen München und Berlin, im Herzen Deutschlands und „In Bayern ganz oben“ – so der Wahlspruch der Stadt. Auch hier gibt es einen Freundeskreis der Evangelischen Akademie Tutzing, und das seit nunmehr vier Jahrzehnten. Wir als Leiter bemühen uns, den Geist der Akademie auch in diesem entlegenen Winkel Bayerns erlebbar werden zu lassen und ein interessantes und anregendes Programm zusammenzustellen.

Zum einen wollen wir die „Schätze“ heben, die hier zu finden sind, und bieten Referenten aus der Region ein Forum. Andererseits kommen auch überregional bekannte Fachleute zu Wort.

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So wird gleich zu Beginn des Veranstaltungsjahres am 16. Oktober Ursula Mavrakis aus Hof unter dem Titel „Der Iran – uraltes Kulturland zwischen Rückbesinnung auf die Tradition und Ausrichtung in die Zukunft“ ihre Eindrücke von zwei besonderen Iran-Reisen und ihren Begegnungen mit Menschen aus dem Land schildern.

Michael Thumser, studierter Literatur- und Theaterwissenschaftler, Experte für klassische Musik und langjähriger Chefautor und Kulturredakteur der regionalen Tageszeitung, wird am 15. Januar anlässlich des Beethoven-Jahres einige Facetten dieses „Titans der Musik“ skizzieren.

Lang ist auch die Reihe der gebürtigen Hofer, die es da und dort in der Republik zu Reputation gebracht haben und die nun in ihrer ehemaligen Heimatstadt über wichtige Fragestellungen und Erkenntnisse aus ihrem Fachgebiet referieren.

Peter Küspert, Präsident des Oberlandesgerichts München und des Bayerischen Verfassungsgerichtshofs, wird am 6. November aus Anlass des 70. Jahrestages des Grundgesetzes der BRD darlegen, welche Rolle die Verfassung in der pluralen Gesellschaft spielt und inwiefern sie als verbindendes Element Geltung erhalten kann.

Ebenfalls aus Hof stammt Reinhard Merkel, emeritierter Professor für Strafrecht und Rechtsphilosophie an der Universität Hamburg und seit 2008 Mitglied im Deutschen Ethikrat. Sein Vortrag am 19. Februar befasst sich mit der Problematik von Hirntod und Organspende und geht der Frage nach, inwieweit eine Widerspruchslösung bei Organspenden zulässig und ethisch vertretbar ist.

Auch der Liedermacher Gerhard Schöne, dessen Kinderlieder in der DDR Kultstatus hatten und der bei den Ereignissen um die Wende eine wichtige Rolle spielte, hat einen Bezug zu Hof. Er ist in einem evangelischen Pfarrhaus in einer Kleinstadt nahe Dresden aufgewachsen; seine Eltern verbrachten ihren Ruhestand in Hof und waren dort als Kulturschaffende aktiv. Er liest am 27. November aus seinem Buch „Mein Kinderland“, wo er seine Kindheitserinnerungen erzählt und dabei gleichzeitig ein fein akzentuiertes Portrait des früheren Arbeiter- und Bauernstaates zeichnet. Natürlich wird er auch einige seiner Lieder vortragen. Mit dieser Veranstaltung würdigen wir den 30. Jahrestag der friedlichen „Deutschen Revolution“, genau 200 Jahre nach der französischen.

Ende Januar 2020 gibt es eine Doppelveranstaltung zum 75. Jahrestag der Befreiung des Konzentrationslagers Auschwitz. Am 24. Januar stellt die Autorin und Regisseurin Christa Spannbauer ihren Film „Mut zum Leben – Die Botschaft der Ãœberlebenden von Auschwitz“ vor. In ihm porträtiert sie vier außergewöhnliche Menschen, Ãœberlebende der Shoah, die sie mehrere Jahre lang  begleitet hat. Die Gespräche mit ihnen sind auch in einem gleichnamigen Buch aufgezeichnet.

Die Erkenntnisse dieser Menschen werden fruchtbar gemacht in einem Tagesseminar am 25.1. Hier können die Teilnehmer lernen, wie die Botschaft der Überlebenden von Auschwitz auch in unserem Alltag umgesetzt werden kann: Was kann UNS durch schwere Zeiten tragen? Wie können wir in Lebenskrisen bestehen und gestärkt daraus hervorgehen? Wie können die inneren Kraftquellen jedes Einzelnen aufgespürt und aktiviert werden?

In jedem Jahr bemühen wir uns, eine herausragende und bekannte Persönlichkeit nach Hof zu holen, sozusagen als besonderes „Highlight“ der Saison. Nach Anselm Grün und Pierre Stutz in den beiden vorausgegangen Jahren konnten wir jetzt Eugen Drewermann für einen Vortrag gewinnen. Am 11. März spricht er zu dem Thema „Wozu Religion? Antworten auf die Grundfragen des Lebens“.

Den Abschluss der diesjährigen Vortragsreihe bildet ein Abend mit der Autorin Sabine Bode, die am 20. Mai aus ihrem viel beachteten Bestseller „Die vergessene Generation – Kriegskinder brechen ihr Schweigen“ lesen wird.

Neben den Vorträgen werden auch drei Studienfahrten angeboten. Den Saisonauftakt macht am 12. Oktober eine Exkursion ins neue Museum  der Bayerischen Geschichte in Regensburg mit Besuch der Bayerischen Landesausstellung: „Geschichte weiß-blau – Von 1800 bis heute“.

Am letzten April-Wochenende begeben wir uns unter dem Motto „Mythos Prag“ auf den Spuren von Literaten und Musikern  auf Entdeckungsreise in weniger bekannte Winkel dieser faszinierenden Stadt.

Am ersten Samstag im Juli heißt es: „Ins Land der Franken fahren“. Wir besuchen, unter kundiger Führung der (Hofer!) Autorin des Magazins „Gartenland Oberfranken“ Juwele des „fränkischen Gottesgartens“: zwei besondere Privatgärten, die Wallfahrtskirche Vierzehnheiligen und Klosterlangheim, das älteste sakrale Gebäude des Landkreises, stehen auf dem Programm.

Natürlich sind die Mitglieder der anderen Freundeskreise zu allen Veranstaltungen herzlich willkommen, besonders zu den Studienfahrten. Diese Einladung gilt auch schon vorab für das Wochenende vom 17. bis 18. Oktober 2020, das anlässlich des 40. Jubiläums des Freundeskreises Hof in der Saalestadt in Oberfranken stattfindet.

 

Ingrid und Gotthard Haushofer

Leiter des Freundeskreises in Hof

70 Jahre Freundeskreis - ein Intweview mit Brigitte Grande, Vorsitzende des Freundeskreises

Nun hat der Freundeskreis sein 70-jähriges Bestehen gefeiert und dafür eine Form gewählt, die ihm seit jeher am Herzen liegt: eine Tagung sowohl für die Mitglieder als auch alle anderen, die daran interessiert sind, mehr über das gewählte Thema zu erfahren. In diesem Fall ging es um das ureigene Thema des Vereins. So trug die Jubiläumstagung im Juni den Titel: „Aufbrüche, Umbrüche, Ausblicke: Zivilgesellschaft in der Bundesrepublik Deutschland“. Gemeinsam mit dem Zentrum für Zivilgesellschaftsforschung (Berlin) und der Evangelischen Akademie Tutzing lud der Freundeskreis ins Schloss Tutzing ein. Im Interview blickt Brigitte Grande, die Vorsitzende des Gesamtfreundeskreises, auf die Geschichte des eingetragenen Vereins zurück und berichtet, warum zivilgesellschaftliches Engagement heute genauso wichtig ist wie zu den Gründungszeiten der Bundesrepublik.

 

70 Jahre Freundeskreis, Gratulation! Was ist für Sie daran der größte Grund zur Freude?

Brigitte Grande: 70 Jahre Freundeskreis bedeutet 70 Jahre ununterbrochenes ehrenamtliches Engagement von Bürgerinnen und Bürgern an der Seite, im Namen und im Dienst der Evangelischen Akademie Tutzing. Und das bayernweit, nämlich überall da, wo es örtliche Freundeskreise gibt, die nach dem Vorbild der Akademie zu Vorträgen und Diskussionsabenden einladen, Meinungsbildung ermöglichen und auch andere Bürger immer wieder zu gesellschaftlichem Engagement zu ermutigen. Gerade im Jubiläumsjahr ist zu spüren, dass die Leidenschaft für diese Aufgabe ungebrochen ist. Das freut mich sehr.

 

Der Freundeskreis ist fast so alt wie die Akademie, genauso alt wie unsere Verfassung und die Bundesrepublik Deutschland. Gibt es da Parallelen, wenn ja, welche?

Das Gründungsdatum des Freundeskreises bezieht sich natürlich in erster Linie auf die Akademie: In der unmittelbaren Nachkriegszeit sehnten sich die Menschen nach freiem, unzensiertem Meinungsaustausch. Die ersten Tagungen in Schloss Tutzing lösten bei Teilnehmenden so viel Begeisterung aus, dass sie einen „Freundeskreis der Akademie“ gründeten. In der Einladung zur Gründungsversammlung im September 1949 steht wörtlich: „die einzigartige und befruchtende Arbeit der Akademie darf nie mehr aufgegeben werden.“ Dafür hat sich der Freundeskreis von Beginn an bis heute eingesetzt. Dass die Gründung des Freundeskreises im selben Jahr wie die der Bundesrepublik erfolgte, ist ein so schöner wie passender Zufall. Denn der Freundeskreis ist durch seine Bildungsarbeit ein Teil der engagierten Zivilgesellschaft unseres Landes und die Zivilgesellschaft hat die Bundesrepublik mitgeprägt.

 

 Haben sich die Aufgaben des Freundeskreises in den vergangenen sieben Jahrzehnten verändert?

Ja! In der Not der Nachkriegszeit hat der Freundeskreis die Akademie sehr praktisch unterstützt und Spenden Geld zur Einrichtung von Gästezimmern gesammelt. Zu den ersten Tagungen brachten die Mitglieder des Freundeskreises sogar noch ihre Lebensmittelkarten mit! Auch bei der Programmgestaltung der Akademie wirkte der Konvent des Freundeskreises mit, bis 1954 dem Kuratorium der Akademie diese Aufgabe übertragen wurde. Im selben Jahr konnte der Konvent auch die finanzielle Unterstützung der Akademie beenden, die Akademie hatte sich konsolidiert. Von nun konzentrierte sich der Freundeskreis auf eine „Botschafterrolle“ und entwickelte sich nach und nach zu einem bayernweit agierenden Bildungsunternehmen mit präzise definierten Aufgaben, eigenen Publikationen und örtlichen Freundeskreisen in vielen bayerischen Städten. So ist es bis heute geblieben.

 

Wie kann man sich Ihre Arbeit vorstellen? Was treibt Sie an?

Kultur und Bildung befähigen Menschen zu Eigeninitiative und ermutigen sie, sich für die Gesellschaft einzubringen. Die Evangelische Akademie Tutzing, ein Ort der Bildung und der Debatte, ist deshalb ein Glücksfall für eine Gesellschaft. Der Freundeskreis unterstützt die Bildungsarbeit der Akademie mit eigenen Veranstaltungen und Projekten, damit – so hat es einer meiner Vorgänger im Amt des Vorsitzenden formuliert, „der Geist von Tutzing auch fern von Schloss Tutzing wirken kann.“

 

Nun ist es ja so, dass Sie in Ihrem Amt auch die Vorsitzende aller örtlichen Freundeskreise der Ev. Ak. Tutzing sind, die über ganz Bayern verteilt sind. Wie viele sind es aktuell und wie äußert sich die Verbindung zum „Mutterhaus“ in Tutzing?

Im Laufe der 70-jährigen Geschichte des Freundeskreises wirkten 46 örtliche Freundeskreise, nicht alle haben überlebt, manche bestanden nur für ein paar Jahre, andere wurden wiedergegründet, einige agieren kontinuierlich seit 70 Jahren. Bestehen und Angebote unserer „Dependancen“ hängen vom ehrenamtlichen Engagement der Leitungsteam und der Mitglieder vor Ort ab. Aktuell sind 14 Freundeskreise aktiv, in einigen Orten arbeiten wir derzeit an einer „Wiederbelebung“. Regelmäßige Konferenzen der Leitungsteams, die wir von der Geschäftsstelle in Schloss Tutzing aus organisieren, garantieren Austausch und gegenseitige Fortbildung. Zentrale Angebote wie die Jahrestagung in Schloss Tutzing oder der Bayerntag sind Treffpunkt für Leiterteams und Mitglieder aus ganz Bayern.

 

Zum Jubiläum des Freundeskreises veranstalteten Sie vom 14. bis 16. Juni eine Tagung mit dem Titel „Aufbrüche, Umbrüche, Ausblicke – Zivilgesellschaft in der Bundesrepublik Deutschland“. Worum ging es?

Angesichts des gemeinsamen Jubiläums der Bundesrepublik und des Freundeskreises wollten wir wissen, welche Bedeutung zivilgesellschaftliches Engagement für die Entwicklung unseres Landes hatte: Wie haben Bürger gesellschaftliche Entwicklungen mitgeprägt, welche Aufbrüche und Umbrüche haben sie mitgestaltet? Wir haben uns Wiederaufbau, Demokratisierungsbewegung, Wiedervereinigung und Migrationsgesellschaft angeschaut. Und natürlich haben wir auch einen Ausblick in die Zukunft gewagt. Der Blick nach vorn hat klar gezeigt, dass es angesichts des schwächer werden gesellschaftlichen Zusammenhalts und der weltweiten Bedrohung freier demokratischer Gesellschaften so wichtig ist wie vor 70 Jahren, dass Bürger Debatten führen zur Zukunft unserer Gesellschaft und sich für die Demokratie engagieren.

 

Was wünschen Sie sich für die Zukunft?

Ich wünsche mir die Fortsetzung der bisherigen Erfolgsgeschichte der Evangelischen Akademie und ihres Freundeskreises. Ich wünsche mir die Akademie weiterhin als Forum, wo wir fair über Gegenwart und Zukunft debattieren und Menschen befähigen und ermutigen. Den Freundeskreis wünsche ich mir als weiterhin starke bürgerschaftliche Kraft, die die Bildungsarbeit der Akademie unterstützt. Beide – Akademie und ihre „zivilgesellschaftliche Abteilung“ Freundeskreis sind unverzichtbar für eine lebendige demokratische Gesellschaft.


Das Gespräch führte Dorothea Grass / Studienleiterin, Referentin für Presse- & Öffentlichkeitsarbeit

 

Gastbeitrag Newsletter Juni 2019

...Sie sind Orte für Diskurs und Debatte nach dem Vorbild der Akademiearbeit. Im Jahr 2019 bilden bayernweit 1250 Freundeskreis-Mitglieder eine lebendige zivilgesellschaftliche Abteilung der Evangelischen Akademie Tutzing.

Wir wollen das Jubiläum mit einer Tagung feiern, die die 70-jährige Geschichte der Bundesrepublik als Geschichte ihrer Zivilgesellschaft Revue passieren lässt (weitere Informationen hier). Das Thema ist mit Absicht ermutigend gewählt: Der Freundeskreis der Evangelischen Akademie Tutzing ist glücklich über die bereichernde Verbindung zur Akademie, dankbar über sein seitheriges Wirken und wissend um die Verantwortung, die Bürgerinnen und Bürger für den Fortbestand der freien, demokratischen Gesellschaftsordnung haben. Diese Aufgabe besteht immer noch und immer wieder neu. Denn der Demokratie dürfen die Demokraten nicht abhanden kommen.

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Herzliche Grüße

Brigitte Grande
Vorsitzende des Freundeskreises der Evangelischen Akademie Tutzing

70 Jahre an der Seite der Akademie: Der Freundeskreis lädt zur Jubiläumstagung

„Aufbrüche, Umbrüche, Ausblicke: Zivilgesellschaft in der Bundesrepublik Deutschland“

14. bis 16. Juni 2019, Evangelische Akademie Tutzing

 

Der Freundeskreis der Evangelischen Akademie Tutzing feiert in diesem Jahr sein 70-jähriges Jubiläum. Er ist genauso alt wie die Bundesrepublik Deutschland.

Die politische und gesellschaftliche Entwicklung der Bundesrepublik wurde durch die Zivilgesellschaft mitgestaltet und mitgeprägt. Der Freundeskreis ist durch seine kontinuierliche  Bildungsarbeit an der Seite der Akademie ein Teil der engagierten Zivilgesellschaft unseres Landes. Anlässlich des 70-jährigen Jubiläums beider, der Bundesrepublik Deutschland und des Freundeskreises, fragen wir, welche Bedeutung die Zivilgesellschaft tatsächlich für die Entwicklung unseres Landes hatte. Wie hat sich Zivilgesellschaft gewandelt und welche Bedeutung wird sie zukünftig haben?

 

Gemeinsam mit Wissenschaftlern und bürgerschaftlichen Akteuren schauen wir auf die entscheidenden Aufbrüche und Umbrüche in der Geschichte der Bundesrepublik: auf Wiederaufbau und Wiedervereinigung, auf Demokratisierung und Migrationsgesellschaft. Vor welchen wirtschaftlichen, politischen und gesellschaftlichen Herausforderungen stand die Bundesrepublik in diesen Phasen? Welche Konflikte haben die Gesellschaft geprägt und welche Rolle spielte dabei jeweils die Zivilgesellschaft? Was waren die  Themen, die  Handlungsfelder und die  Organisationsformen bürgerschaftlichen Eingreifens und Agierens? Wie hat sich Zivilgesellschaft verändert angesichts wandelnder Herausforderungen und Aufgaben?

 

Und schließlich wagen wir auch Ausblicke in die Zukunft und fragen danach, welche Rolle  die Zivilgesellschaft für die Entwicklung der Bundesrepublik zukünftig spielen wird.

 

Neben wissenschaftlicher Analyse und engagierten Statements bürgerschaftlicher Akteure, wird die Zivilgesellschaft auch aus kabarettistischem Blickwinkel betrachtet, wenn Christian Springer darüber nachdenkt: “Stell dir vor, es herrscht Not und keiner geht ran“.

 

Die Evangelische Akademie Tutzing und ihr Freundeskreis laden gemeinsam mit dem Zentrum für Zivilgesellschaftsforschung am WZB (Wissenschaftszentrum für Sozialforschung Berlin) zur Jubiläumstagung: „Aufbrüche, Umbrüche, Ausblicke: Zivilgesellschaft in der Bundesrepublik Deutschland“  ins Schloss Tutzing ein

Fünf Freunde im Süden

In ganz Bayern verbreitet der Freundeskreis der Evangelischen Akademie Tutzing den zivilgesellschaftlichen Gedanken der Akademie. Seine Arme sind die 21 örtlichen Freundeskreise. Nun haben sich im Süden des Freistaats fünf von ihnen zusammengeschlossen und bieten ein „Best Of“ ihrer Programme.
 

Sie liegen nicht weit entfernt voneinander und haben beschlossen, ihre räumliche Nähe als gemeinsame Ressource zu nutzen: die fünf im Süden Bayerns gelegenen Freundeskreise in Grünwald, Herrsching, München, Starnberg und Tutzing. Bereits im Jahr 2017 hatten sie erstmals gemeinsam alle Mitglieder in ihren jeweiligen Freundeskreisen zu einer Exkursion eingeladen und danach eine feste Zusammenarbeit vereinbart. Durch gegenseitige Wahrnehmung und Kooperation gewinnt nicht nur die Arbeit der Leitungsteams in den fünf Freundeskreisen, sondern auch die Mitglieder gewinnen an Quantität und Vielfalt der Angebote. Nun haben die „Fünf Freunde“ ein gemeinsames Programm erstellt und einen Flyer dazu aufgelegt. In diesem Jahr geht das „Regionalprogramm“ an den Start und die fünf Teams aus Grünwald, Herrsching, München, Starnberg und Tutzing wünschen sich, dass ihre Mitglieder die Veranstaltungsangebote zahlreich nutzen und sich oft gegenseitig besuchen.

Der Flyer „Fünf Freundeskreise für Ihre Region“ enthält ein „Best Of“ aus dem Angebotsrepertoire der einzelnen Freundeskreise. So laden die Grünwalder vom 25. bis 28. März zu Akademietagen zum Thema „Impulse der Menschlichkeit – Was uns bewegt und ausmacht“ ein und die Herrschinger am 21. Februar zu einem Besuch des Carl Orff Museums in Dießen. Der Freundeskreis in München feiert am 19. Oktober sein 70-jähriges Bestehen mit einem Vortrag des Gründungsdirektors des NS-Dokumentationszentrums, Prof. Dr. Winfried Nerdinger, zum Thema „Erinnerung basiert auf Wissen – das NS-Dokumentationszentrum München“. Starnberg bittet am 4. April zum Jahresempfang, zu dem Peter Müller, Richter am Bundesverfassungsgericht, über „wehrhafte Demokratie“ spricht. Und der Freundeskreis in Tutzing wartet wie in jedem Jahr mit dem beliebten Sommerfest in Schloss und Park Tutzing auf. Hinzu kommen ein Vortrag zu „100 Jahre Frauenwahlrecht“ am 25. März in der Rotunde sowie ein „Adventszauber“ am 10. Dezember im Musiksaal der Akademie.

Alle Veranstaltungen finden sie im neuen Flyer „Fünf Freundeskreise für Ihre Region“, erhältlich bei den Freundeskreisen Grünwald, Herrsching, München, Starnberg und Tutzing, sowie in der Geschäftsstelle des Freundeskreises.

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